Schwäbisch Hall hat das Spitzenspiel der Frauenbundesliga gegen Hamburg nach hartem Kampf knapp, aber verdient mit 3,5-2,5 gewonnen.
In der 2. Runde in Harksheide kam es zum Spitzenspiel zwischen dem Vorjahreszweiten Schwäbisch Hall und dem Dritten Hamburger SK. Hamburg hatte gestern knapp gegen Deizisau gewonnen – Elisabeth Pähtz sicherte den Sieg im Endspiel gegen Yuliya Naiditsch. Die Hamburgerinnen hätten auch höher gewinnen können, einige Partien gingen in besserer Stellung verloren.
Schwäbisch Hall überraschte Hamburg mit dem Einsatz von Neuzugang Lela Javakhishvili an Brett 1, Hamburg ersetzte die gestern siegreiche Alina Zahn durch die etwa gleichwertige Anja Hegeler. Damit konnte die komplette Vorbereitung der Hamburgerinnen ausgehebelt werden, da alle Spielerinnen ein Brett nach hinten rutschten.
Lela Javakhishvili beim Bundesligadebüt mit Remis gegen Deutschlands Nummer 1
Die Partien ließen sich ausgeglichen an, und lange konnte keine Tendenz für den ein oder anderen Ausgang festgestellt werden. Als erstes endete die Partie zwischen Elisabeth Pähtz und Lela Javakhishvili mit remis, Lela hatte mit Schwarz schnell ausgeglichen und konnte später die Dame gegen Turm und Springer gewinnen, zum Gewinn reichte das aber nicht.
Dann brachte Deimante Daulyte Schwäbisch Hall mit ihrem zweiten Schwarzsieg am Wochenende in Führung. Sie schlug mit Sarah Hoolt eine weitere für Hamburg spielende deutsche Nationalspielerin. Es folgte ein Remis von Sophie Milliet nach einer ziemlich wilden Partie gegen Diana Baciu, Sophie war mit ihrem Spiel gar nicht zufrieden, laut eigener Aussage verlor sie nach der Eröffnung etwas den Faden. Beide Spielerinnen ließen bessere Chancen aus, das Remis am Ende war aber für beide verdient.
Zu diesem Zeitpunkt konnte man den Haller Sieg schon absehen. Jovana Rapport (heute zeigte das Schild neben ihren Brett auch den richtigen Namen) verwaltete einen Mehrbauern gegen Anja Hegeler, und Karina Ambartsumova versuchte noch eine Zeitlang, das völlig blockierte Läufer-Springer-Endspiel gegen Stefanie Scoglamiglio zu gewinnen. Nur Ekaterina Atalik stand schlechter, sie hatte im Mittelspiel gegen Monika Socko eine etwas zu scharfe Abwicklung gewählt und einen Bauern geopfert. Monika Socko verwertete den Materialvorteil am Ende im Turmendspiel. Zu dem Zeitpunkt hatte Rapport aber schon für die Entscheidung gesorgt.
Damit hat Schwäbisch Hall den ersten dicken Brocken aus dem Weg geräumt und kann optimistisch dem Spitzenspiel gegen den deutschen Meister Baden Baden im Januar entgegensehen. Der Topfavorit gab sich erwartungsgemäß keine Blöße gegen München und Augsburg.
Im Parallelspiel holte Harksheide gegen Deizisau die ersten Brettpunkte, da wäre sogar mehr dringewesen, hätte Nathalie Wächter den Bock von Hanna Marie Klek in Zeitnot ausgenutzt, als sie eine Kombination mit Turmgewinn erlaubte, die ihre Gegnerin aber nicht fand. Jedoch sind das Remis von Carina Brand gegen Zoya Schleining und vor allem der überzeugende Sieg von Amira Sherif gegen Elena Levushkina aller Ehre wert und zeigen, dass der sympathische Aufsteiger sich nicht kampflos den Bundesliga-Gegnerinnen ergeben wird.
Harksheide erwies sich beim Bundesligadebüt als perfekter Gastgeber. Die Spielbedingungen in der Mensa der Coppernicus-Schule Harksheide waren absolut erstligareif: viel Platz und eine Liveübertragung der Partien, die der Hamburger Reispartner ermöglichte. Nur die Saaltemperatur war einigen Spielerinnen etwas zu niedrig, gerade im Frauenschach sind zwei Dinge wichtig: möglichst angenehme Temperierung (mindestens 2° oberhalb der Männerschach-Temperatur) und Tee-Verfügbarkeit, letzteres war in jedem Fall gewährleistet, dieser hatte im Vorjahr in Schwäbisch Hall noch gefehlt, das wird im Januar aber nicht wieder passieren.
Hier alle Partien des Wochenendes in Harksheide: