(Thomas Marschner)
Die Schwäbisch Haller Schachdamen haben ihre Pflichaufgabe zu Beginn der Heim-Doppelrunde erfüllt: gegen Hofheim gab es einen klaren und ungefährdeten 5-1 Sieg. Am heutigen Sonntag steht die ungleich schwerere Aufgabe gegen den Tabellendritten Bad Königshofen an, der mit 5,5-0,5 gegen ersatzgeschwächte und dezimierte Deizisauer gewann.
Zunächst zur Anreise: alle Spielerinnen waren pünktlich vor Ort, wie das untenstehende Foto vom Abendessen am Freitagabend belegt. Nur bei Karina Ambartsumova wäre es beinahe schiefgegangen: ein Zahlendreher in der angegebenen Passnummer verhinderte fast ihre Abreise aus Kazan, nachträglich wurde sie nach Ende des Boardings dann aber doch noch zum Flieger gebracht. Das bekam auch der deutsche Zoll mit, nach Ankunft in Stuttgart gab es auch dort noch mal einen Zwangsaufenthalt (auch weil Karinas EU-Visum nicht aus Deutschland, sondern aus Frankreich stammt), nachdem der Beamte aber Google befragt hatte und herausfand, dass Karina Schachspielerin war, durfte sie einreisen, vielleicht dachte ja der Beamte auch, dass Karina, würde sie denn bleiben wollen, eine willkommene Verstärkung der deutschen Frauen-Nationalmannschaft wäre.
Gespielt wurde erstmals in der Bausparkasse, und die geräumige Spielstätte genügte höchsten Ansprüchen. Noch vor Beginn gab es einen Fototermin mit dem Bausparkassenfuchs, dort wurde auch das Mannschaftsfoto gemacht.
Nun zum Sportlichen: Hofheim trat in Bestbesetzung an und hatte ja einige der Favoriten diese Saison schon mächtig geärgert. Allerdings war in der aktuellen Begegnung der Spielausgang eindeutig, Schon nach 2 Stunden kristallisierte sich heraus, dass es wohl einen glatten Sieg geben würde. Nur Sabrina Vega-Gutierrez kam in Schwierigkeiten, ihre Gegnerin Ulrike Rößler setzte gegen den bei der Schach-WM schon mehrfach geübten Sweschnikow-Sizilianer der Spanierin voll auf Angriff, und die Stellung war irgendwann für die Zuschauer nicht mehr so richtig durchschaubar. Die hinterher befragten Engines beurteilten das alles aber noch als ausgeglichen. Sabrina verlor irgendwann mit aufkommender Zeitnot den Überblick, ihr Bauer lief zwar zur Umwandlung durch, aber eine Umwandlung in eine Dame ging wegen drohendem Matt nicht. Blöderweise hatte Sabrina ihre Dame aber vorher schon geopfert, daher fehlte dann doch etwas viel Material. Bemerkenswert: saisonübergreifend war das für die Hofheimer WIM der 10. Sieg in der Frauenbundesliga in Folge, und das durchaus gegen starke Gegnerschaft. Sie ist damit auch Topscorerin der Liga.
Die anderen Spielerinnen machten es besser und gewannen mehr oder weniger eindeutig. Am längsten brauchte Nino Batsiashvili, die 5 Stunden gegen Inna Agrest kämpfen musste. Die Schwedin hätte es fast nicht pünktlich geschafft, da sie auf der Autobahn von Baden-Baden 1 Stunde im Stau stand, glücklicherweise war sie rechtzeitig losgefahren und schaffte es noch rechtzeitig.
Un zum Schluss noch das Positivste aus Haller Sicht: Karina Ambartsumova schaffte durch ihren Sieg gegen Alena Kushka den Sprung über die Elo von 2400 und erfüllt damit die Voraussetzung für die Verleihung des IM-Titels der Männer. Die notwendigen Normen dafür hat sie schon länger zusammen. Sie ist schon die zweite Schwäbisch Haller Spielerin, die das während der Frauenbundesliga schafft: vor einigen Jahren gelang dasselbe Kunststück auch Iva Videnova durch einen Sieg gegen Ekaterina Kovalevskaja aus Baden-Baden.
Am heutigen Sonntag geht es gegen Bad Königshofen, die mit einer fast kompletten russischen Mannschaft und sehr vielen jungen Spielerinnen antreten. Gegen Deizisau hatten die Königshofenerinnen wenig Probleme, gleich 4 Stammkräfte fehlten Deizisau, und ein Brett mussten sie sogar freilassen. Wenn dies auch heute so ist, ist das eine gute Chance für Hofheim auf einen Big-Point zum Klassenerhalt.
Hier gibt es aller Ergebnisse von gestern. Auf den anderen Plätzen gab es keine Überraschungen, wichtig der Lehrter Sieg gegen Harksheide, der so gut wie sicher den Klassenerhalt bedeutet. Unten die Partien von gestern zum Nachspielen, hier nochmal der Link zu Chess24 auch zu den Partien aus Hamburg.