(Thomas Marschner)
Die Schwäbisch Haller Schachdamen haben sowohl gegen Lehrte als auch gegen Erfurt glatt mit 6-0 gewonnen und Platz 2 der Bundesligatabelle erobert. Aber viel wichtiger ist, dass Baden-Baden das Spitzenspiel gegen Bad Königshofen mit 2,5-3,5 verloren hat. Damit ist die Meisterschaft vor den letzten 3 Runde in Berlin wieder völlig offen. In der Tabelle führt jetzt Bad Königshofen mit einem Punkt Vorsprung vor Schwäbisch Hall und Deizisau. Baden-Baden ist nur noch Vierter. In Berlin Ende April spielen die ersten Drei der Tabelle gegeneinander, und Verfolger Baden-Baden wird auf jeden Ausrutscher lauern. Damit kann Schwäbisch Hall die zweite Meisterschaft nach 2017 mit drei Siegen gegen die direkte Konkurrenz bei der zentralen Endrunde in Berlin Ende April wieder aus eigener Kraft erreichen.
Die Begegnung gegen Lehrte war eine klare Sache, obwohl die Lehrter den ein oder anderen Punkt hätten machen können. Karina Ambartsumova stand zwischendurch ziemlich schlecht, und am Spitzenbrett stand zwischen Lela Javakhishvili und der deutschen Jungnationalspielerin Fiona Sieber nach einigen Verwicklungen ein ausgeglichenes Doppelturmendspiel auf dem Brett. Aber Lela fand in der Stellung noch einige überraschende taktische Ressourcen, die die Partie doch noch für sie entschied. Auch Karina konnte in der Zeitnotphase zunächst ihre Stellung ausgleichen und später sogar noch gewinnen. Sehr schön auch das Endspiel von Olga Badelka, die eigentlich außer einem Mehr an Aktivität in einem Turm-Springer-Endspiel nichts hatte, aber am Ende gerade aufgrund dieser Aktivität entscheidende Mattdrohungen aufstellen konnte. Auch Sopiko Guramishvili kam bei ihrem Comeback nach 2 Jahren zu einem ungefährdeten Sieg. Die Livepartien aus Lehrte gibt es hier, außerdem gab es einen Liveticker vom ersten Tag hier.
Viel wichtiger war der Ausgang des Spitzenspiels in Hofheim. Dort trafen die punktgleich an der Tabellenspitze stehenden Mannschaften aus Baden-Baden und Bad Königshofen aufeinander. Ziemlich schnell stand es dort 2,5-2,5, die Bad Königshofener Führung durch Jana Schneiders Überraschungssieg gegen Exweltmeisterin Antonaeta Stefanova glich Elisabeth Pähtz gegen Tatjana Melamed aus. Am Ende lief noch eine Partie, und zwar die zwischen Dina Belenkaya (Bad Königshofen) und der Ersten der Juniorinnen-Weltrangliste Zansaya Abdumalik.
Zwar gab es aus Hofheim keine Liveübertragung, aber dafür hatte ich einen “Spion” in Persona eines Eppsteiner Mannschaftskollegen in Hofheim, der ab der Zeitkontrolle die Züge live über Whatsapp nach Lehrte schickte, unten ein Auszug aus dem Chat, der die Liveübertragung ersetzte.
Dort wurde die Partie dann live verfolgt und von den Spielerinnen, insbesondere Lela Javakhishvili und Sopiko Guramishvili, ausgiebig analysiert. Schon schnell war man der Meinung, dass die Partie eindeutig besser für die Bad Königshofener Spielerin war. Und dann kam es auch so, Dina Belenkaya konnte zum bei Schwäbisch Hall und Bad Königshofen umjubelten 3,5-2,5 gegen Baden-Baden einlochen. Für die Tabelle heißt das jetzt, dass Bad Königshofen in der Tabelle alleine vorn ist, aber noch gegen beide Verfolger Schwäbisch Hall und Deizisau ran muss. Daher gibt es jetzt in Berlin ein hochspannendes Finale, bei dem alle drei Mannschaften noch direkt aufeinandertreffen und alle drei noch aus eigener Kraft Meister werden können. Alle Ergebnisse und die Tabelle gibt es hier.
Am Sonntag ging es dann gegen Erfurt. Obwohl wieder klarer Favorit, war man gewarnt – Erfurt hatte immerhin ein 3-3 gegen Hamburg erreicht und hat als nominell schwächstes Team der Liga schon 5 Punkte gesammelt.
An Brett 6 gab es den größten Elounterschied des Wochenendes, Karina Ambartsumova (aktuelle Elo knapp unter 2400) traf auf die 12-jährige Helena Irene Ulrich mit gerade mal knapp 1400. Insgesamt gab es wieder ein ungefährdetes 6-0, wobei gerade Karinas Ambartsumovas Gegnerin und Olaga Badelkas Gegnerin es beiden in besser stehenden, aber komplizierten Endspielen mit Einstellern am Ende einfach machten. Gleichzeitig gewann Deizisau nur knapp mit 3,5-2,5 gegen Lehrte, die Lehrter können sich für die knappe Niederlage aber wenig kaufen – mit 2 Punkten bleibt man am Tabellenende und braucht in Berlin mindestens 4 Punkte aus 3 Begegnungen zum Klassenerhalt.