Spielort Bad Königshofen
Zur fünften und sechsten Runde der Frauenbundesliga ging es für Schwäbisch Hall nach Bad Königshofen. Gleich am Samstagnachmittag stand das Spitzenspiel gegen die Gastgeberinnen auf dem Programm. Aber vorher galt es erstmal, die Anreise der Spielerinnen sicherzustellen, nachdem der Verdi-Streik am Anreisetag zu einer Annullierung aller Flüge geführt hatte. Aber es gelang, die Flüge so umzubuchen, dass am Samstag tatsächlich alle Spielerinnen am Start waren – die letzte Spielerin kam am Samstagmorgen um 10:00 am Frankfurter Flughafen an, die anderen Spieler kamen schon am Donnerstag und nutzten den zusätzlichen Tag im Rhein-Main-Gebiet zum Einkaufen, bevor es dann mit dem Auto nach Bad Königshofen ging. Natürlich reißen solche kurzfristigen Umbuchungen auch ein nicht unerhebliches Loch ins Saisonbudget.
Aber jetzt zum Spiel. Aufgrund von Faschingsveranstaltungen musste Bad Königshofen ins benachbarte Kleinbardorf ausweichen, laut Mannschaftsführer Jürgen Müller der möglicherweise kleinste Ort, in dem jemals Bundesliga gespielt wurde. Trotzdem hatte sogar der Bayrische Rundfunk den Weg zum Spielort gefunden und nahmen unter anderem ausführliche Interviews mit dem Bad Königshofener Spitzenbrett Jana Schneider und Kapitän Jürgen Müller auf.
Bad Königshofen spielte mit der mehr oder weniger erwarteten Aufstellung. An Brett 1 kam es zur Neuauflage der Partie Lela Javakhishvili-Jana Schneider. Vor etwas mehr als zwei Jahren hatte Jana Schneider einen überraschend schnellen Schwarzsieg aus einer Trainer-Vorbereitung gelandet und damit den Grundstein zur Bad Königshofener Meisterschaft gelegt. Dahinter spielten bei Schwäbisch Hall mit Nino Batsiashvili und Meri Arabidze die anderen beiden georgischen Nationalspielerinnen, alle drei waren direkt von der vor wenigen Tagen zu Ende gegangenen georgischen Frauenmeisterschaft angereist, dort hatten sie hinter Bela Kotenashvili die Plätze zwei bis vier belegt. Und die Schwäbisch Haller Georgierinnen präsentierten sich in Spiellaune. Lela Javakhishvili revanchierte sich an Jana Schneider, Nino Batsiashvili widerlegte einen Bauerngewinn ihrer ukrainischen Gegnerin Iulija Osmak, indem sie ihren Turm einfing, und Meri Arabidze nahm der polnischen Überfliegerin der letzten Schacholympiade Oliwia Kiolbasa am Damenflügel einen Bauern ab und gewann. Ekaterina Atalik gewann ihre Partie gegen die zweite Polin in Bad Königshofener Reihen Aleksandra Maltsevskaya. Hier war das Thema ein ebenfalls am Ende vergifteter Bauer, der zum Springerverlust und damit Partieverlust führte. Damit gewann Schwäbisch Hall die ersten vier Bretter.
Die Partie zwischen Ana Matnadze und der ehemaligen deutschen Nationalspielerin Tatjana Melamed, die aber immer noch zu den besten deutschen Spielerinnen zählt, endete mit Remis durch Dauerschach. Die letzte Partie spielte Deimante Daulyte-Cornette, die versuchte, ihren Mehrbauern im Dame-Läuferendspiel gegen Olga Babiy zum Gewinn zu führen. Begünstigt durch die gegnerische Zeitnot gelang ihr das auch, sodass am Ende ein vorher kaum zu erwartender 5,5-0,5-Sieg stand, war doch der Elounterschied beider Mannschaften nicht besonders groß. Insgesamt war das eine herausragende Mannschaftsleistung der Schwäbisch Haller Mannschaft gegen den dreimaligen deutschen Meister. Der Sieg eröffnet natürlich hervorragende Aussichten auf den Meistertitel, da auch das Brettpunktekonto gegenüber der Konkurrenz aus Baden-Baden und Deizisau deutlich aufgestockt wurde. Umkämpft war die Parallelbegegnung zwischen Erfurt und Bayern München mit dem besseren Ende für die Bayern, die am Ende knapp gewannen und wichtige Punkte im Abstiegskampf sammelten.
Weniger spannend war es am Sonntag, auch wenn es an einzelnen Brettern gerade bei der Begegnung zwischen Bad Königshofen und Bayern München hoch herging. Am Ende setzten sich Bad Königshofen gegen die Bayern genau wie Schwäbisch Hall gegen Erfurt jeweils mit 6-0 durch. Die Partien aus Bad Königshofen aus Runde 5 können hier nachgespielt werden, die Partien aus Runde 6 findet man hier.
Fotoeindrücke vom Samstag
Fotoeindrücke vom Sonntag
Spielort Leipzig
In Leipzig erledigte Baden-Baden seine Pflichtaufgaben gegen Leipzig und Rodewisch, die sich in der Vergangenheit durchaus auch mal als Favoritenschreck erwiesen hatten, jeweils mit 5-1 souverän. Damit bleibt man zumindest in Schlagweite des Tabellenführers Schwäbisch Hall. Deizisau, bisher noch verlustpunktfrei, spielte gegen Rodewisch nur 3-3 Unentschieden, gegen Leipzig gab es ein knappes 3,5-2,5, damit verteidigte man Platz 3 in der Tabelle.
Spielort Hemer
Gar nicht gut lief es in Hemer für die Gastgeber. Zunächst verlor man knapp mit 2,5-3,5 gegen Hamburg, ein wichtiger Sieg für die Hansestädter, die sich diese Saison durchaus schwertun, auch weil sie bisher immer mit relativ viel Ersatz antreten mussten. Dann gab es ein glattes 1,5-4,5 gegen Harksheide, die am Sonntag nur zu Fünft antreten konnten, da sich eine Spielerin bei einem Treppensturz am Samstag verletzt hatte – zum Glück nicht so ernst, dass sie im Krankenhaus bleiben musste, aber zum Spielen am Sonntag reichte es nicht. Damit nahm ein bisher gebrauchtes Wochenende für die Norderstedterinnen doch noch ein gutes Ende, für Hemer ist der Klassenerhalt aber in weite Ferne gerückt. Eindeutiger Sieger des Spieltags im Abstiegskampf war die SG Solingen, dem Sieg gegen Harksheide ließ man gleich einen weiteren Sieg gegen Hamburg folgen und steht jetzt in der Tabelle vor den vor der Saison durchaus höher gehandelten Mannschaften aus Hamburg und Rodewisch.
In der Tabelle führt Schwäbisch Hall mit einem Punkt vor Deizisau und zwei Punkte vor Baden-Baden, alle drei treffen bei der zentralen Endrunde in Bad Königshofen Ende April noch aufeinander. Spannend ist der Abstiegskampf, nur Erfurt ist etwas abgeschlagen. Aufgrund des schweren Restprogramms wird es für Hemer und München vermutlich schwierig, die Klasse zu halten.
Weiter geht es in drei Wochen, am 11. und 12. März. Gespielt wird dann in Baden-Baden, Hamburg und München.
Alle Ergebnisse und die Tabelle findet man hier.