In der Frauenbundesliga standen an diesem Wochenende die 7. und 8. Runde auf dem Programm. Für Schwäbisch Hall ging es in Deizisau gegen Leipzig und Löberitz. Beide Spiele wurde glatt gewonnen. Aufgrund der Baden-Badener Niederlage gegen Hamburg steht Schwäbisch Hall jetzt an der Tabellenspitze punktgleich mit Hamburg und einem Punkt mehr als Baden-Baden, auf die man in der letzten Runde trifft. Damit ist eine spannende Endrunde mit einem Dreikampf um die Meisterschaft Anfang Juni in Bad Königshofen vorprogrammiert, denn auch das Hamburger Schlussprogramm ist nicht ohne, unter anderem trifft man noch auf den dreimaligen deutschen Meister Bad Königshofen.
Samstagsrunde: Klarer Sieg gegen Leipzig
Erster Gegner für Schwäbisch Hall war am Samstagnachmittag Allianz Leipzig. Die Leipziger gingen ohne ihre beiden polnischen Spitzenspielerinnen an den Start, daher war Schwäbisch Hall an allen Brettern deutlicher Favorit, der Elounterschied betrug zum Teil mehrere 100 Punkte.
Zunächst musste Schwäbisch Hall seine Mannschaft kurzfristig umbauen. Für die erkrankte Katharina Ricken rückte Salome Melia ins Team, die sich kurzfristig in Batumi (Georgien) in den Flieger setzte und am späten Freitagabend in Stuttgart ankam. Außerdem war nach über 5 Jahren Petra Papp mal wieder für die Schwäbisch Haller Damen am Start, so lange hatte sie unter anderem nach der Geburt ihrer beiden Kinder pausiert. Und sie führte sich gleich gut ein, sie ließ ihrer Gegnerin nicht den Hauch einer Chance und gewann souverän. Noch schneller gewann Salome Melia, die mit ihren Schwerfiguren in die gegnerische Stellung eindrang und Material gewann. Die anderen Haller Spielerinnen hatten härter zu kämpfen. An Brett 2 spielte Karina Ambartsumova gegen die junge Polin Katarzyna Dwilewicz nur Remis. Den Mannschaftssieg perfekt machte Sophie Milliet, die mit Schwarz die ganze Partie am Drücker war, bis ihre Gegnerin irgendwann den Laden nicht mehr zusammenhalten konnte und Material verlor. Glück hatte Deimante Cornette. Nach einem couragierten Vortrag hatte die Leipziger Mannschaftsführerin Anita Just eine Qualität gewonnen und dazu noch Angriff auf den gegnerischen König und eine klare Gewinnstellung erreicht. Danach ließ sie aber einige direkte Gewinnmöglichkeiten aus. Durch einen taktischen Trick konnte Deimante Cornette die Qualität zurückgewinnen und die Stellung ausgleichen, nur um die Partie mit dem 40. Zug erneut einzustellen. Aber auch hier griff die Leipziger Spielerin nicht zu, sie hätte in ein gewonnenes Bauernendspiel abwickeln können. Das war aber schon schwieriger zu finden als die früheren Gewinnchancen. Stattdessen wickelte sie einige Züge später dann doch ins Bauernendspiel ab, doch jetzt war das Endspiel nicht mehr gewonnen. Mit einigen studienhaften Wendungen hätte Anita Just das Endspiel noch halten können, fand aber nicht die richtigen Fortsetzungen. Bauernendspiele sind trotz des reduzierten Materials sehr kompliziert, da ein einziger Zug über Gewinn oder Verlust entscheiden kann. So stand am Ende doch ein glücklicher Sieg der französischen Favoritin zu Buche. In der längsten Partie des Nachmittags wehrte sich am Spitzenbrett die Leipzigerin Ulrike Rößler lange gegen Lela Javakhishvili, aber auch hier gewann am Ende die Schwäbisch Haller Favoritin, hier aber nicht glücklich, sondern am Ende nach hartem Kampf verdient. Damit war das Endergebnis 5,5-0,5 für Schwäbisch Hall.
Eine große Überraschung gab es im Parallelkampf. Die SG Löberitz mit bis dahin erst zwei Punkten auf dem Konto gewann auch in der Höhe verdient mit 4,5-1,5 gegen die ersatzgeschwächten Gastgeber aus Deizisau. Den umjubelten Sieg perfekt machten Laura Rogule gegen Hanna Marie Klek, Anna Endress gegen Vera Nebolsina und Agnesa Stepania Ter-Avetisjana gegen Angelika Valkova. Damit haben sich die Löberitzer Chancen auf den Klassenerhalt schlagartig deutlich verbessert.
Sonntag: 4-2 Sieg gegen Löberitz
Am Sonntag ging es für die Schwäbisch Haller Damen gegen den Überraschungssieger vom Samstag, SG Löberitz. Vor Spielbeginn gab es noch eine Auslosung – Sven Noppes, Mannschaftsführer und Vorsitzender von Deizisau, gleichzeitig Turnierdirektor der Grenke Chess Open, die über Ostern mit über 2600 Teilnehmern in Karlsruhe stattfinden werden, ließ Spielerinnen der 4 Mannschaften die Startnummern fürs gleichzeitig mit dem Open stattfindende Grenke Chess Classics mit unter anderem Weltmeister Ding Liren, Magnus Carlsen und Vincent Keymer ziehen. Deimante Cornette zog die Karte von Magnus Carlsen, vielleicht ein gutes Omen.
Danach ging es los. Während Schwäbisch Hall, Löberitz und Leipzig ihre Mannschaften nicht veränderten, kam bei Deizisau gegen Leipzig Elena Köpke neu ins Team, die am Samstag noch verhindert war.
Für das Schwäbisch Haller 1-0 sorgte Lela Javakhishvili gegen Laura Rogule. Nachdem sie am Samstag die längste Partie gespielt hatte, spielte sie dieses Mal die schnellste. Gleichzeitig brachte sie sich mit ihren 2 Punkten am Wochenende und jetzt 5,5/6 in eine gute Ausgangsposition für den Schachtickerpreis als beste Spielerin der Liga. Die Führung bauten Deimante Cornette und Sophie Milliet auf 3-0 aus, insbesondere Deimante hatte im Vergleich zur ersten Partie des Wochenendes einen deutlich entspannteren Sonntag. Petra Papp sorgte für das 4-0, hatte aber einen kurzen Schreckmoment, als sie dachte, die Zeitkontrolle sei schon nach 30 Zügen und nicht nach 40. So verlor sie fast auf Zeit, machte aber ihren Zug noch rechtzeitig und brachte dann ihre deutlich bessere Stellung nach Hause. Nachdem das Parallelspiel schnell mit 5,5-0,5 an Deizisau ging, kämpften Karina Ambartsumova und Salome Melia noch lange. Karina Ambatsumova verlor in komplizierter Stellung etwas den Überblick und stellte einen Turm ein. Salome Melia hatte schon früh einen Bauern eingestellt, und den Vorteil spielte die junge Lettin Agnesa Stepania Ter-Avetisjana in Löberitzer Reihen sauber nach Hause, konnte aber damit nur noch auf 2-4 verkürzen.
Die Partien vom Wochenende aus Deizisau können hier nachgespielt werden.
Die Geschehnisse auf den anderen Plätzen
In Rodewisch gab es für die Gäste aus Harksheide und Kiel nichts zu holen, Rodewisch und Bad Königshofen fuhren jeweils zwei klare Siege ein. Während der Kieler Abstieg so gut wie feststeht, hat Harksheide noch die Chance, sich gegen die direkten Konkurrenten aus Leipzig und Löberitz zu retten.
Das absolute Spitzenspiel der Runde fand in Karlsruhe statt, leider ohne Liveübertragung. Spitzenreiter Baden-Baden traf auf den Tabellendritten Hamburg. Aber gehen wir chronologisch vor. Am Samstag schlug zunächst Baden-Baden Solingen mit 4,5-1,5, am Spitzenbrett trennten sich dabei mit Elisabeth Pähtz und Kateryna Dolzhikova zwei deutsche Nationalspielerinnen remis. Ihr Baden-Badener Debüt gab das indische Supertalent Divya Deshmukh, sie führte sich mit einem Sieg gegen Annmarie Mütsch gut ein. Im Parallelspiel schlug Hamburg Karlsuhe mit 5-1.
Dann kam es zum Spitzenspiel am Sonntag, und der Hamburger Kapitän zauberte für das Baden-Baden Spiel Monika Socko aus dem Hut, die am Vortag pausiert hatte. Dies überraschte den Gegner sicherlich – alle anderen Spielerinnen rutschten dadurch ein Brett nach hinten, und die Eröffnungsvorbereitung war damit obsolet. Und es lief gut für Hamburg. Wie schon beim Unentschieden gegen Schwäbisch Hall wurden die Punkte vorne gemacht. Monika Socko schlug Elisabeth Pähtz und Eline Roebers gewann gegen Dinara Wagner. Der Sieg von Antonaeta Stefanova gegen Sarah Papp reichte damit nicht. Damit sind die Karten in der Liga vor den letzten drei Runden neu gemischt, hier die Tabelle.
Hochspannung verspricht die Schlussrunde, dann treffen Schwäbisch Hall und Baden-Baden sowie Hamburg und Bad Königshofen aufeinander, und dann wird sich die Meisterschaft entscheiden.
Alle Ergebnisse der Frauenbundesliga gibt es hier: Runde 7 Runde 8.
Dippodiswalde steigt auf
In den zweiten Ligen wurden an diesem Wochenende die zwei letzten Runden gespielt, damit stehen die Bundesligaaufsteiger für nächste Saison fest. Hemer und Bayern München schafften nach dem Abstieg den direkten Wiederaufstieg. Im Osten setzte sich in einem echten Finale Seeblick Dippoldiswalde gegen Rotation Pankov mit 4-2 durch, dies war quasi auch ein Generationenduell. Das Besondere an Dippoldiswalde: Die Mannschaft besteht fast ausschließlich aus der Schachfamilie Peglau, gemeldet sind die Mutter und 6 Töchter, die aktuell stärkste, Charis Peglau, führt mit 16 Jahren immerhin schon den WFM-Titel.