Einen tollen Saisonauftakt schaffte die Schwäbisch Haller Damenmannschaft in der Frauenbundesliga. In Bad Königshofen gab es zwei Siege. Zunächst gewann man deutlich mit 5,5-0,5 gegen ersatzgeschwächte Rodewischer Schachmiezen, und in der zweiten Runde gab es ein harterkämpftes 4-2 gegen den Vorjahresdritten und dreimaligen deutschen Meister SC Bad Königshofen. Damit steht der SK Schwäbisch Hall nach zwei Runden mit drei weiteren Mannschaften, darunter Topfavorit OSG Baden-Baden, verlustpunktfrei an der Tabellenspitze.
Weiter geht es am 9. und 10. Dezember in der heimischen Bausparkasse, neben Reisepartner SF Deizisau sind dann Doppelbauer Kiel und TuRa Harksheide zu Gast.
Doch nun zu den Matches im Einzelnen. Zunächst ging es für Titelverteidiger Schwäbsich Hall gegen die Rodewischer Schachmiezen. Gegen die kampfstarke Mannschaft aus dem Vogtland hatte man sich in der Vergangenheit schon oft schwergetan. Doch dieses Mal gab es einen deutlichen Sieg. Rodewisch ging ersatzgeschwächt in die Begegnung und musste sogar ein Brett freilassen, wodurch Schwäbisch Hall in Person von Bela Kotenashvili direkt 1-0 in Führung lag. Einige Stammspielerinnen waren bei diversen Turnieren im Einsatz oder anderweitig verhindert. Nur die polnische Nachwuchsspielerin Alicia Sliwicka schaffte für Rodewisch ein Remis gegen Meri Arabidze, die anderen Haller Spielerinnen Lela Javakhishvili, Irina Bulmage, Ekaterina Atalik und Ana Matnadze konnten ihre Partien gewinnen.
In der zweiten Begegnung des Tages mussten auch die Schachfreunde Deizisau ersatzgeschwächt gegen die Gastgeberinnen aus Bad Königshofen antreten. Auch hier waren viele Stammspielerinnen bei anderen Turnieren im Einsatz. So musste auch Deizisau ein Brett freilassen, und das Ziel der Deizisauer war eigentlich nur, die Höhe der Niederlage in Grenzen zu halten. Nachdem Bad Königshofen die hinteren Bretter gewonnen hatte, stand es 3-0 für die Favoriten, obwohl sich gerade die erst 10-jährige Olivia Lukas bravourös gegen die Schweizerin Mariia Manko wehrte und erst im Endspiel verlor. Aber dann verließen sich die drei verbliebenden noch spielenden Bad Königshofener Spielerinnen alle aufeinander und verloren tatsächlich am Ende alle ihre Partien, und so sorgten Hanna Marie Klek, Zoya Schleining und Vera Nebolsina mit ihren Siegen für ein in dieser Aufstellung kaum für möglich gehaltenes 3-3.
Hier ein paar Fotoeindrücke vom Samstag.
Wer aber glaubte, dass dadurch Schwäbisch Hall am Sonntag leichtes Spiel gegen den Vorjahresdritten aus Bad Königshofen haben würde, sah sich schnell getäuscht. An allen 6 Brettern entwickelte sich ein hochklassiges Match, lange war in keiner Partie ein Vorteil für eine der beiden Seiten zu erkennen, und überall standen komplizierte zweischneidige Stellungen auf dem Brett. Und so war zur Zeitkontrolle nach etwa 4 Stunden noch keine Partie entschieden, während der komplette zweite Mannschaftskampf zwischen Rodewisch und Deizisau schon beendet war. Die erste Entscheidung gab es an Brett 3. Lela Javakhishvili konnte in ein Turmendspiel mit Mehrbauer abwickeln, das aber theoretisch remis war, und Aleksandra Maltsevskaya (Polen) konnte das auch in der Praxis nachweisen. Dann sorgte Irina Bulmaga für die Haller Führung. Sie gewann ihr Damenendspiel gegen Olga Babiy, nachdem sie im Mittelspiel einen Bauern gewonnen hatte, aber immer auf Dauerschachmotive achten musste. Dies gelang Ekaterina Atalik nicht. Viele Zuschauer sahen bei ihrer Partie gegen die Polin Michalina Rudzinska eine klare Gewinnstellung auf dem Brett, aber sie konnte am Ende dem gegnerischen Dauerschach nicht entkommen, somit endete die Partie remis. Meri Arabidze baute die Führung gegen die dritte Polin in Bad Königshofener Reihen Oliwia Kiolbasa aus. Am Ende lief in einem hochkomplizierten Endspiel ein Freibauer zur Dame. Somit war klar, dass Schwäbisch Hall aus den verbleibenden beiden Partien noch mindestens ein Remis zum Mannschaftssieg brauchte. Allerdings stand zu diesem Zeitpunkt Ana Matnadze gegen das erst 15-jährige Schweizer Jungtalent Mariia Manko auf verlorenem Posten. Laut eigener Aussage spielte sie in gegnerischer Zeitnot einfach zu schlecht, nachdem sie vorher lange Zeit die aktivere Stellung hatte. Damit lag es an Bela Kotenashvili, gegen Jana Schneider den Mannschaftssieg zu sichern. Die Partie am Spitzenbrett war sicherlich die dramatischste des Spieltages. Zunächst stand die deutsche Nationalspielerin in Bad Königshofener Reihen deutlich besser, doch die georgische Großmeisterin konnte den Laden irgendwie zusammenhalten und fing dann an, selber auf Gewinn zu spielen. Mit immer geringer werdender Bedenkzeit zog sie ihren König in einem Dame-Läuferendspiel einmal über das komplette Brett und musste immer auf Mattdrohungen sowie Dauerschachdrohungen achten, ihre Gegnerin aber auch. Am Ende gewann der König die gegnerischen Bauern am Damenflügel, und die georgischen Freibauern waren schneller als die deutschen, damit stand es am Ende eines Mannschaftskampfs mit faszinierenden Kampfpartien 4-2 für Titelverteidiger Schwäbisch Hall.
Im zweiten Spiel schaffte Deizisau keine weitere Überraschung, Rodewisch gewann 4-2. Hier entstand die kuriose Situation, dass die eine Mannschaft Brett 1 frei ließ, die andere Mannschaft aber Brett 2, beide Mannschaften waren ja nur zu Fünft. Damit hatten sowohl Hanna Marie Klek (Deizisau) als auch Maria Schöne (Rodewisch) kampflos gewonnen, und sie entschieden sich, eine freie Partie unter Turnierbedingungen gegeneinander zu spielen.
An den anderen Spielorten gab es keine Überraschungen. Baden-Baden ließ in einer Besetzung mit gleich vier ehemaligen Weltmeisterinnen in Löberitz nichts anbrennen, den Gastgeberinnen und Leipzig gönnte man nur ein Remis. Ebenfalls verlustpunktfrei blieben Solingen und Hamburg mit Siegen gegen Harksheide und Kiel, knapp war es dabei zwischen Harksheide und Hamburg, der HSK gewann knapp mit 3,5-2,5. Hier der Link zu den Partien aus Kiel.
Wichtig im Abstiegskampf waren die Siege von Löberitz und Leipzig gegen Aufsteiger Karlsruhe, der damit nach zwei Niederlagen gegen Mitkonkurrenten gleich mit dem Rücken zur Wand steht.
Alle Ergebnisse der Frauenbundesliga gibt es hier. Weiter geht es am 10. und 11. Dezember in Schwäbisch Hall, Hamburg und Baden-Baden, wo das nächste Spitzenspiel zwischen Baden-Baden und Bad Königshofen steigt.