Normalerweise heißen die Schachaustragungsorte Baku, Chanty Mansysk, Elista, oder irgendwas anderes in der östlichen Hemisphäre. Doch nun findet mal wieder ein hochrangiges internationales Turnier mitten auf der beliebten Urlaubsinsel Palma de Mallorca statt, dem „17. Deutschen Bundesland“: das letzte der Grand-Prix-Serie, in der es noch um zwei begehrte Fahrkarten zum Kandidatenturnier geht, das – noch besser für die Schachfans auf unseren Breitengraden – im nächsten März in Berlin stattfinden wird!
Mallorca ist als in der Schachhistorie keine unbekannte Größe: dort fand 1970 ein großes Interzonenturnier statt, bei dem Bobby Fischers Siegeszug seinen Ursprung nahm. Das Genie gewann das 24ründige Turnier mit großem Vorsprung vor den geteilten Zweiten Bent Larsen, Efim Geller und Robert Hübner. Für Letzteren bedeutete dies den Aufstieg in die Weltelite.
Beim aktuellen Turnier nehmen mit Ernesto Inarkiev und Li Chao die beiden Haller Spitzenbretter teil, und wie es der Zufall so wollte, wurden sie sogleich in der 1. Runde (gespielt wird 9 Runden nach Schweizer System) gegeneinander gepaart.
Ernesto gegen Li Chao – wenn Mannschaftskollegen aufeinander treffen!
Für beide Haller geht es „nur“ noch um das Geld, Qualifikationschancen für Kandidatenturnier haben sie keine mehr, Ernesto bisherige Grand-Prix-Auftritte verliefen enttäuscht. Dafür hatte er nun gestern Grund zum Feier gegen seinen Mannschaftskollegen: er wiederholte die Variante im Grünfeld-Inder, die Karpow letztes Wochenende gegen Li Chao wählte. Karpow hatte ein paar ungenaue Züge ausgangs der Eröffnung gewählt und kam bald ins Hintertreffen. Ernesto nun hatte sich das Ganze in Ruhe angekuckt und Verbesserungen kreiert. Li Chao erwiderte daraufhin ungewohnt zögerlich, verpasste seine aktiven Möglichkeiten und fand sich im Mittelspiel in einer nachteiligen Position wider: Weiß dominierte das Zentrum, besaß das Läuferpaar. Ernesto verwandelte diese Vorteile auch zielsicher in den Sieg.