(Thomas Marschner)
Am kommenden Wochenende gibt es wieder Spitzenschach in Schwäbisch Hall zu sehen. Nach einer ungewöhnlich langen Pause von fast 3 Monaten findet die zweite Doppelrunde der Frauenbundesliga statt. Die Damen des SK Schwäbisch Hall treffen in der einzigen Heimrunde der Saison auf die beiden nördlichsten Mannschaften der Liga, nämlich auf den Hamburger SK und Tura Harksheide aus dem benachbarten Norderstedt, und es ist wieder mit einem Großaufgebot von Nationalspielerinnen aus den unterschiedlichsten Ländern zu rechnen, darunter bei Hamburg und Schwäbisch Halls Reisepartner Deizisau fast die komplette deutsche Nationalmannschaft. Außerdem tritt am Sonntag auch die Haller Landesligamannschaft in der Bausparkasse gegen Lauffen an.
Das Hauptaugenmerk liegt auf der Begegnung mit Hamburg. Die Hamburger sind so etwas wie die Wundertüte der Liga: letzte Saison schlugen sie Schwäbisch Hall und dann noch die mit gleich drei ehemaligen Weltmeisterinnen angetretene OSG Baden-Baden, verloren dann aber, als der Meistertitel zum Greifen nah schien, gegen Abstiegskandidat SK Lehrte, der sich damit den Klassenerhalt sicherte.
Auch in der ersten Doppelrunde patzten die Hamburger: nach der geglückten Revanche gegen Lehrte gab es gegen Aufsteiger Erfurt nur ein 3-3 Unentschieden. Offensichtlich zeigt Hamburg seine Stärken bevorzugt gegen die Spitzenmannschaften der Liga, und dazu gehört seit Jahren ja auch der SK Schwäbisch Hall.
Schwäbisch Hall steht nach der knappen Niederlage gegen die OSG Baden-Baden in Rundes 2 besonders unter Druck: nur bei zwei Siegen kann man noch von der Meisterschaft träumen. Bei einer Niederlage gegen Hamburg wäre sogar ein Platz auf dem Podest in weite Ferne gerückt. Und die OSG Baden-Baden hat am kommenden Wochenende eine ganz undankbare Aufgabe zu lösen: es geht gegen die starken Rodewischer Schachmiezen, und aufgrund des Weltcups in Monaco muss der Titelfavorit auf gleich 4 Spitzenspielerinnen verzichten. Da ist ein Ausrutscher des Tabellenführers und Titelfavoriten nicht auszuschließen. Auf jeden Fall wollen die Schwäbisch Haller Damen Revanche für die herbe Schlappe zum Auftakt der Vorsaison, als man allerdings mit dem letzten Aufgebot 1,5-4,5 gegen Hamburg verlor.
Die Mannschaften können quasi aus dem Vollen schöpfen, die meisten Turniere sind eine Woche vor Weihnachten bereits beendet, und beim Grand Prix in Monaco ist keine Spielerin der in Schwäbisch Hall antretenden Mannschaften im Einsatz. Zur Schwäbisch Haller Aufstellung wird hier natürlich wie immer nicht viel gesagt, aber es wird in jedem Fall eine schlagkräftige Truppe an den Start gehen. Gerade die georgischen Spielerinnen des SK Schwäbisch Hall sind in Form: Lela Javakhishvili, Bela Kotenashvili und Nino Batsiashvili wurden Anfang November hinter Russland Zweite bei der Europameisterschaft der Nationalteams im georgischen Batumi und gewannen kurz davor den Europapokal mit ihrem Heimverein Nona aus Batumi.
Selten war so unklar, welche Spielerinnen aus Hamburg die Reise nach Schwäbisch Hall mitmachen werden. Relativ klar ist, dass die deutschen Nationalspielerinnen Sarah Hoolt, Filiz Osmanodja und Judith Fuchs dabei sein werden – sie versäumen fast kein Spiel ihrer Mannschaft. Aber ob zum Beispiel Sarasadat Khademalsharieh, die Zweite der letzten Blitz- und Schnellschach-WM oder die Inderin Rout Padmini, Asienmeisterin von 2018, dabei sein werden, ist völlig unklar. Im zweiten Spiel gegen Tura Harksheide ist man klarer Favorit, doch ist auch Harksheide nicht mehr die Amateurmannschaft von vor ein paar Jahren. Mit Laura Unuk besetzt das Spitzenbrett die Nummer 1 Sloweniens, und auch dahinter ist die Mannschaft stark aufgestellt, und man ist gewarnt: letzte Saison gab es einen mühsamen 4-2 Zittersieg.
Tura Harksheide hat übrigens mit der ursprünglich aus Südhessen stammenden BWL-Studentin My Linh Tran eine Spielerin in ihren Reihen, die kürzlich in einer ganz andere Sportart für Aufsehen sorgte: sie wurde letzten Sommer Weltmeisterin im Tischfußball. Ob sie allerdings in Schwäbisch Hall spielen wird, ist zu bezweifeln: in den letzten Jahren spielte sie relativ selten in der Bundesliga mit, arbeitet aber neben ihrem Studium immer noch ab und zu als Schach-Jugendtrainerin beim Hamburger SK.
Am Sonntag spielt nicht nur die Bundesliga. Auch die Schwäbisch Haller 1. Mannschaft tritt in der Landesliga an, und zwar geht es gegen den SK Lauffen um die Verteidigung der Tabellenführung. Lauffen steht zwar am Tabellenende, wenn man sich aber die Mannschaftsaufstellung von Lauffen ansieht, weiß man nicht so richtig, warum eigentlich. In der Vorsaison war die Mannschaft Zweiter und verpasste nur aufgrund der schlechteren Brettpunkte den Aufstieg in der Verbandsliga. Unterschätzen wird man die Lauffener daher nicht, und es ist zu erwarten, dass bei der Haller Ersten um Mannschaftsführer Steffen Mages wieder eine schlagkräftige gemischte Mannschaft aus Männern und Frauen ans Brett gehen wird.
Gespielt wird wieder in der Bausparkasse Schwäbisch Hall, und zwar am Samstag, 14.12. ab 14:00 und am Sonntag, 15.12. ab 09:00, dort spielt dann auch die Haller Erste, die ja sonst im Haus der Vereine antritt. Es wird auch wieder eine Liveübertragung der Partien geben. Der Link ist noch nicht bekannt, wird aber im Lauf der Woche auf der Webseite des SK Schwäbisch Hall veröffentlicht. UPDATE 12.12.: hier der vorgesehene Live-Link bei Chess24: https://chess24.com/de/embed-tournament/womens-bundesliga-2019-2020#live. Alle Paarungen und Ergebnisse der Frauenbundesliga gibt es wie immer beim Deutschen Schachbund.
Hier die Begegnungen des Wochenendes (Casino der Bausparkasse, Crailsheimer Straße 52, 74523 Schwäbisch Hall):
Samstag, 14:00
SK Schwäbisch Hall-Hamburger SK
SF Deizisau-Tura Harksheide
Sonntag, 9:00
Tura Harksheide-SK Schwäbisch Hall
Hamburger SK-SF Deizisau
Landesliga Unterland
Sonntag 9:00
SK Schwäbsich Hall-SK Lauffen