Am Sonntag (15.09.19) startete endlich die Schachsaison für unsere erste Herrenmannschaft (SK SHA I). Mit dem SC Blauer Turm Bad Wimpfen I (im Folgenden SCBTBWI genannt) hatten wir es gleich zu Beginn mit einer der stärkeren Mannschaften der Liga zu tun. Doch verstärkt durch IM Ana Matnadze, WGM Mihaela Sandu und Jaroslav Buran waren wir gut gerüstet. SCBTBWI dagegen gelang es (meinen ehemaligen Teamkameraden aus Heilbronn) IM Ulrich Schulze aus seinem vorzeitigen Schachruhestand wiederzuerwecken und für die Mannschaftskämpfe zu gewinnen. An Brett 2 spielte Phillip Huber, welcher schon vor einigen Jahren eine unserer hochkarätigen Schachdamen schlagen konnte. IM Alina Kashlinskaya hatte damals das Nachsehen gegen ihn. Damit waren Brett 1+2 quasi auf Augenhöhe.
An den Brettern von 3-8 verzeichneten wir einen DWZ-Vorsprung von etwa 150-200 Punkten. Aber Schach ist nunmal keine mathematische Gleichung sondern Sport! Im Verlauf des Spieltages mussten wir noch ganz schön die Zähne zusammenbeißen um uns zu beweisen.
Doch erstmal Alles von Anfang an. Es ist 9 Uhr. Unsere Gegner waren noch nicht da. Das war die PERFEKTE Gelegenheit noch schnell die vorbestellten Butterbrezeln vom Bäcker abzuholen. Auf dem Weg dahin liefen mir dann die Spieler vom SCBTBWI über den Weg, auf der Suche nach unserem Spiellokal. Nachdem wir dann gemeinsam das Haus der Vereine gefunden hatten, gab ich nach kurzer Ansprache die Partieen frei.
Die Eröffnungsphase verlief sehr ruhig. Buchstäblich sowie schachlich. Ich schätze wir mussten uns alle zu Saisonbeginn erstmal wieder ans Turnierschach akklimatisieren. Lange Zeit passierte nicht viel, bis unser Remiskönig Dr. Bernhard Prinz, in einer für ihn völlig a-typischen Manier, plötzlich eine Qualität für 2 Bauern und starken Angriff opferte. Nach einer Weile fand er dann wie es schien doch nicht die schärfsten Fortsetzungen und willigte ins Remis ein. Von dieser Punkteteilung inspiriert, trennte sich auch Jaroslav Buran mit einem Halben Punkt von seinem Gegner. Micha Bahmann an Brett 4 dagegen hatte bereits Zeitprobleme. Bei 5 Minuten Restbedenkzeit und erst 20 gespielten Zügen war sein Remis sicherlich eine gute Entscheidung. An Brett 7 gelang es Daniel Fries nicht, seine positionell überlegene Stellung zu gewinnen. Auch Boris Meinel an Brett 8 ließ nichts unversucht, aber biss mit seinen Tricks auf Granit. Die Verteidigung der beiden Jugendspieler vom SCBTBWI war einfach zu souverän.
Damit hatte der SKSHAI 2,5 Punkte. Der SCBTBWI dagegen genauso 2,5 Punkte.
Die Mädels hatten grundsolide Positionen, aber auch keine konkreten Vorteile. Damit war mir klar, dass meine Partie maßgeblich für diesen Spieltag sein würde. Eigenlob stinkt ja bekanntlich, aber da ich die einzige Gewinnpartie des Tages gespielt habe, komme ich um die Selbstbeweihräucherung wohl nicht herum. Deshalb gibt es hier meine kommentierte Partie zu sehen:
Bosiljko Jurkic (1988), SCBTBWI – Steffen Mages (2148), SKSHAI
*Ich klopfe mir selbst auf die Schulter*
Ana hatte derweil ein Dauerschach verschmäht, um weiter auf eine Gewinnchance zu warten. Mihaela spielte ein sehr ausgeglichenes Endspiel. 2 Springer gegen Springer+Läufer und beiderseits 3 Bauern. Jeder Zug den sie und ihr Kontrahent machten wirkte sehr subtil und kontrolliert. Im weiteren Verlauf einigten sich die beiden dann schließlich auf Remis. Da SCBTBWI nun hinten lag, sah sich Uli dazu gezwungen, eine “Seeschlange” zu kreiren. Also eine Partie, die auf der Rückseite des Formulars weiter notiert werden muss. Beide hatten eine Dame auf dem Brett. Uli nannte a und b Bauern sein Eigen, während Ana mit g und h Bauern agierte. Für die Kiebitze war die Position unanfechtbar Remis. Ana erklärte mir nach der Partie jedoch, dass sie genau die selbe Stellung schon einmal auf dem Brett hatte und gegen Großmeister XY verlor. Deshalb wusste sie genau, wie sie verteidigen musste und brachte mit dem Remis den Mannschaftssieg nach Hause.
Hier die Partie zum nachspielen und nachträglich mitfiebern:
IM Ulrich Schulze (2273), SCBTBWI – IM Ana Matnadze (2397), SKHAI
Zu den anderen Mannschaften der Liga gibt es auch viel Gesprächsstoff. Ludwigsburg I hat zu sechst mit 4,5 Punkten gegen ihre Zweitgarnitur gewonnen. Lauffen in Bestbesetzung unterlag Ingersheim mit einem knappen Ergebnis. Öhringen dagegen gab sich bisher keine Blöße und gewann mit einem souveränen 5,5-2,5 gegen Marbach. Die Tabellenspitze sichterte sich Tamm mit einem 6-2 gegen Neuenstadt.
Die Saison verspricht schon jetzt interessant zu werden.
Autor: Steffen Mages